Martin Eder

DIMENSIONS VARIABLE / GEIST ODER LEBEN, 1
2013, EIGEN+ART, LEIPZIG

martin eders arbeit liest sich seit langem als codierte ironie, melancholisches zwischenstadium im kosmos aus neuer sachlichkeit, scharf zynischer anti-haltung und zeitgenössisch-figürlicher malerei und installation. seine arbeiten berühren thematisch die pole von überlegter ästhetik und vordergründiger trivialität. die kalte betrachtung der gegenwart mit ihren ergebnislosen idyllen und naivität in der fortschreitenden banalisierung einer vereinheitlichten gefühlswelt. in anlehnung an platons politea reflektiert martin eder in der aktuellen ausstellung die symbolik des höhlenmotivs im kontext gesellschaftlicher lebensbereiche. zentrum der ausstellung dimensions variable / geist oder leben, 1. von martin eder ist die skulpturale installation hallucination, die in ihrer gigantischen dimension (6m x 10m x 10m) zum ersten mal präsentiert wird. die skulptur stellt mit ihrem volumen von ca. 200 kubikmeter einen riesigen, in seiner bewegung eingefrorenen und in der luft schwebenden schwarzen brocken kurz vor dem aufprall dar, der in seiner in phänomenalität einem formal negativen gegenpart einer höhlenform entspricht. die innere form einer höhle wird nach außen gekehrt.eine dünne schicht trägt die abstrakte form zu ihrem ausmaß, so schwebt der gewaltige aufgeblasene koloss über dem boden.

platons höhlengleichnis ist wohl einer der wichtigsten texte der abendländischen philosophie. die höhle als zeichenträger enthält grundlegende aussagen zur situation des menschen in der welt, auf seinem weg der befreiung, bewusstwerdung und zur erkenntnis. das interesse sich zu verkriechen, zu verstecken; des einzudringens oder zu erforschen ist eines der urverhalten des menschen und kann im übertragenen sinne als eine beständige auseinandersetzung mit seiner umwelt gesehen werden. auf dem weg zur wahrhaftigen erkenntnis erliegt der mensch immer wieder andeutungen und täuschungen, die ihm vom eigentlichen und wesentlichen abbringen. so lässt sich auch in der gegenwart vielfach die affinität zum höhlenartigen erkennen. sei es die untersuchung der stirnhöhlen beim arzt, das heranwachsen eines fötus in der gebärmutterhöhle oder das einrichten der genormten familienhöhl(l)en durch einschlägige möbelhäuser. auch sexualbiologisch führt der selbsterhaltungstrieb in die höhle des gegenübers. gleichzeitig wird die triebhafte begierde zu einem kommerziellen produkt der pornoindustrie.

so kann die höhle interpretatorisch als symbol des geheimnisvollen, der bedrohung und erkenntnisferne, aber auch des schutzes, der geistigen entrückung und der sexualität gesehen werden. martin eders ideenbild der negativhöhle als geometrischer umkehrschluss befindet sich im spannungsfeld der abstraktion und reflexion des menschlichen seins und seiner bedürfnisse.

“da bin ich nun lachend zu meinesgleichen zurückgekehrt. aber ihre sorgen erreichen mich nicht mehr: in ihrer mitte bin ich blind und taub. nichts in mir lässt sich gebrauchen.“ aus: georges bataille, missgeschicke der gegenwart, II die einsamkeit. 1941

sculptures 2013 hallucination martin eder

2013, hallucination: wood, rope, polystyrol, dispersion, ca. 10 x 10 x 6 m

sculptures 2013 hallucination martin eder

2013, hallucination: wood, rope, polystyrol, dispersion, ca. 10 x 10 x 6 m

invitation 2013, DIMENSIONS VARIABLE / GEIST ODER LEBEN, 1

ASYMMETRY
2012, EIGEN+ART, BERLIN

during the last months, martin eder has created a block of work which is composed by new figured abstract sculptures made of aluminium, accompanied by ten canvases and works on paper. an extract of this block is now shown at galerie eigen+art in berlin. for a long time, martin eder‘s work was to be read as a coded irony, a melancholic intermediary stage in the cosmos of new objecivity, sharp, cynic anti-attitude, contemporary figurative painting and installation. he is concerned with the issues of metaphysics: the quest for the cognition of the underlying structure and the principles of reality. what is crucial for man‘s being? being is something, where all things agree and at the same time disagree with each other. in this case the antonym of being is the void, as nothing can be beyond the being.

six bizarrely perforated objects made of aluminium with a quicksilverish-mirrored surface are arranged on pedestals spread over a black monolith, standing in the front room of the gallery. the almost liquid metal has frozen into lifesized snapshots, equal to a deliriously seeming transformational process in a raging mechanism of adjustment. the eerily hole portraits are trapped in their own transit. we can see shimmering air bubbles with empty eye sockets somewhere between robocop and anatomic theatre. the life-sized oak wood torso of a very slim nude is floating with closed eyes on a glass plate in the rear exhibition space. the realistic sculptural portrait of the female figure is almost entirely cut trough by a transection through the spine, which is sealed with skin-coloured wax. morbidly ethereal, the fatally injured lies in a deep permanent sleep, dissolving on her cold base. her delicate arm and back deform as if the body started to melt away.

sculptures 2012 in auf einem endlosen feld / an endless field martin eder

2012, auf einem endlosen feld / in an endless field, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 40 x 30 x 35 cm

auf einem endlosen feld / in an endless field, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 40 x 30 x 35 cm

2012, Ich bin das Fieber / i am the fever, carved oak, wax and oil paint, ca. 100 x 45 x 40 cm

2012, I hide myself within your shadows, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 40 x 30 x 35 cm

2012, invisible, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 50 x 35 x 30 cm

2012, my laughing sister you are dead, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 40 x 30 x 35 cm

2012, rotierende Frau / rotating woman, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 55 x 35 x 30 cm

2012, silence sign of nothingness, aluminium plated polystyrol & resin, ca. 50 x 38 x 35 cm